Es gibt verschiedene Arten von Musik: Kirchenmusik, Popmusik, Festmusik, Unterhaltungsmusik und ernste Musik. Dazu gehören Symphonien und Konzerte, die meistens einfach nur Musik für sich sind. Es gibt aber auch Programmmusik, die beschreiben oder Geschichten erzählen will. Vorlagen der Programmmusik können aus der Natur, Technik, Bilder oder Dichtung kommen. Der Zauberlehrling von Paul Dukas ist eines der bekanntesten Stücke der Programmmusik zu einem Gedicht. Es ist eine symphonische Dichtung; Paul Dukas selbst spricht von einem scherzo symphonique. Wir stellen sie hier jungen Erwachsenen vor, die in der Schule schon Gedichte gesehen haben und etwas Musikunterricht hatten.
Das Gedicht ist eine der populärsten Balladen von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832), auch heute noch einem der bekanntesten deutschen Dichter. Eine Ballade in der Literatur ist ein mehrstrophiges, erzählendes Gedicht. Im Jahr 1797, als Goethe in Weimar war, ist er mit Schiller einen Dichterwettstreit eingegangen. Daraus ist auch die Ballade der Zauberlehrling entstanden und 1798 im von Schiller herausgegebenen Musenalmanach erschienen.
Die Ballade erzählt die Geschichte eines Zauberlehrlings, der in Abwesenheit seines Zaubermeisters einen Zauberspruch des Meisters ausprobiert. Er verzaubert einen Besen, damit dieser als Knecht für ihn eine Badewanne auffüllt. Nachdem er anfänglich auf seinen Erfolg stolz ist und sich an seiner Macht berauscht, gerät ihm die Situation außer Kontrolle, da er den Spruch zur Rückverwandlung nicht mehr kennt.
In seiner Verzweiflung zerhackt er den Besen mit einem Beil, was die Situation nur verschlimmert. Er ruft dann seinen Meister zur Hilfe, die die Situation mit einem einfachen Zauberspruch löst. Das Gedicht ist aus der Perspektive des Zauberlehrlings geschrieben, nur der letzte Abschnitt gibt in wörtlicher Rede denn Zaubermeister wieder. Der letzte Satz des Zauberlehrlings, „Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los.“ ist sprichwörtlich geworden. Goethe sieht die Selbständigkeit des Lehrlings negativ, weil sie ins Chaos führt. Ordnung kann nur der Meister bringen. Goethe war 48 Jahre alt, als er das Gedicht schrieb.
Paul Abraham Dukas (*1. Oktober 1865, Paris | +17. Mai 1935, Paris)
Ein kurzer Lebenslauf:
Dukas war ein bedeutender französischer Komponist des Impressionismus. Seine Werke zeichnen sich durch Rhythmus und reiche Instrumentation aus, die durch César Franck und Richard Wagner inspiriert ist.
Sprecher: Jürgen Kolb | Kamera: Lukas Gedziorowski
Hat der alte Hexenmeister sich doch einmal wegbegeben!
Paul Dukas zeigt die Stimmung im Haus des alten Zauberer. Die Saiteninstrumente spielen mit Dämpfer. Flöten und Oboen sind ebenfalls vorhanden.
Und nun sollen seine Geister auch nach meinem Willen leben. Seine Wort und Werke merkt ich und den Brauch, und mit Geistesstärke tu ich Wunder auch.
Um die Idee auszudrücken, die dem Lehrling kommt, werden einige schnelle Töne von Geigen im Pizzicato gespielt. Dann wird die Stimmung ruhig; nur wenige Noten
Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße.
Die Idee wird dem Lehrling klar. Der Lehrling will den Besen verhexen, man hört das Zauberspruchmotiv von der Trompete. Der Besen wird lebendig, was durch den Paukenschlag am Ende des Musikbeispiels dargestellt wird.
Und nun komm, du alter Besen!
Der Besen bewegt sich und gehorcht. Das sehr rhythmische und fast hüpfende Besenmotiv tritt auf im Fagott auf. Es gibt drei Klanggruppen: die die Fagotte, die mit dem Besenmotiv die Bewegung des Besens darstellen. Die Geigen, die im pizzicato und glissando antworten, die das Ergießen und Anschwellen des Wasser darstellen. Schließlich kommen Flöten und Hörner dazu.
Seht, er läuft zum Ufer nieder, Wahrlich! ist schon an dem Flusse, und mit Blitzesschnelle wieder ist er hier mit raschem Gusse. Schon zum zweiten Male! Wie das Becken schwillt!
Der Besen arbeitet mechanisch weiter. Dann kommt das Wassermotiv: der Wasserspiegel steigt, das Bad wird voll. Die Themen vermischen sich, die Musik wird intensiver und lauter.
Stehe! stehe! denn wir haben deiner Gaben vollgemessen! – Ach, ich merk es! Wehe! wehe! Hab ich doch das Wort vergessen! [...]
Immer neue Güsse bringt er schnell herein, Ach! und hundert Flüsse stürzen auf mich ein.
Die Überschwemmung ist da: Auf- und Abwärtsbewegungen des Orchesters, hauptsächlich Geigen und Flöten, am Ende des Hörbeispiels durch Schläge von Becken und Pauken intensiviert. Man hört das Zauberspruchmotiv, aber stark verkürzt, denn der Zauberlehrling hat den Spruch vergessen und versucht ihn nun in mehreren Tonarten, darum bemüht, das Geschehen aufzuhalten.
Nein, nicht länger kann ichs lassen; will ihn fassen. [...]
Ein verruchter Besen, der nicht hören will ! Stock, der du gewesen, steh doch wieder still! [...]
Will dich fassen, will dich halten und das alte Holz behende mit dem scharfen Beile spalten. [...]
Wahrlich, brav getroffen! Seht, er ist entzwei! Und nun kann ich hoffen, und ich atme frei!
Schrecken des Lehrlings. Ängstliche Akkorde werden von Hörnern und Trompeten gespielt. Aber es gibt immer mehr Wasser. Heftige Akkorde: der Zauberlehrling hat den Besen gespalten.
Wehe! wehe! Beide Teile stehn in Eile schon als Knechte völlig fertig in die Höhe! Helft mir, ach! ihr hohen Mächte!
Um die beiden Besenteile darzustellen, verwendet Paul Dukas das Besenthema im zweistimmigen Fugensatz, gespielt von Fagott und Bassklarinette. Wenige Augenblicke später wird dasselbe Motiv eine Quinte höher von den Klarinetten und der Bassklarinette gespielt.
Und sie laufen! Naß und nässer wirds im Saal und auf den Stufen. Welch entsetzliches Gewässer! Herr und Meister! hör mich rufen! –
Die Blechbläser tragen das Wassermotiv vor, worauf die Geigen antworten. Es folgt ein Orchestercrescendo. Die Ankunft des Meisters wird am Ende des Hörbeispiels durch Blechbläser angekündigt.
Ach, da kommt der Meister! Herr, die Not ist groß! Die ich rief, die Geister werd ich nun nicht los
In die Ecke, Besen, Besen! Seids gewesen. Denn als Geister ruft euch nur zu seinem Zwecke, erst hervor der alte Meister.
Rückkehr des Meister und plötzliche Stille des Orchesters: die Ordnung ist wieder hergestellt. Die Gegein bringen das ruhige Anfangsthema während Fagott und Klarinette das Besenmotiv langsam spielen, weil der Besen wieder gehorcht. Die 5 Schlussakkorde bestätigen die wieder hergestellte Ordnung.
Berühmt wurde Dukas’ Stück durch den 1940 von Walt Disney produzierten Film „Fantasia“. Micky Maus spielt hier den Zauberlehrling, der zu Dukas’ Musik gegen Besen und Wasser ankämpft